Trauer und Sinn
- Eric Rünger
- 30. Apr.
- 2 Min. Lesezeit

In der Logotherapie nach Viktor Frankl ist der Mensch auch in schwerem Leid fähig, Sinn zu finden. Trauer, als Antwort auf Verlust, ist ein zutiefst menschliches Gefühl – und zugleich ein möglicher Weg zu innerem Wachstum. Doch wie lässt sich mit Trauer sinnvoll umgehen, ohne sie zu verdrängen?
Trauer als Ausdruck der Liebe
Frankl sieht Trauer nicht als Schwäche, sondern als Zeichen gelebter Verbundenheit. Wer tief trauert, hat tief geliebt. Der Schmerz zeigt, wie bedeutsam ein Mensch, eine Beziehung oder ein Lebensinhalt war. In der Logotherapie wird Trauer deshalb nicht als etwas „wegzumachendes“ verstanden, sondern als würdevoller Ausdruck der Liebe und des Sinns, den etwas hatte.
Sinn trotz Schmerz
Auch wenn ein Verlust unwiderruflich ist, bleibt die Beziehung im Inneren bestehen. Frankl betont: Wir dürfen das Erlebte nicht verlieren – das, was war, kann uns niemand nehmen. Erinnerungen, Werte, gemeinsame Erlebnisse – all das bleibt Teil unserer Lebensgeschichte. Sinn entsteht, wenn wir diesen inneren Schatz bewusst hüten und weitertragen.
Fähigkeiten im Umgang mit Trauer
Trauer ist ein individueller Prozess. Dennoch nennt die Logotherapie einige Haltungen, die dabei unterstützen können:
Annehmen, was ist: Trauer will nicht „weggemacht“ werden. Sie darf da sein. Der erste Schritt ist, ihr Raum zu geben und sie als Teil des Lebens anzuerkennen.
Die Beziehung bewahren: Auch wenn ein Mensch gegangen ist, lebt die Verbindung durch Erinnerung, Dankbarkeit und das Weitertragen gemeinsamer Werte weiter.
Den Schmerz wandeln: Trauer kann uns helfen, tiefer zu uns selbst zu finden. Wenn wir bereit sind, uns dem Schmerz zu stellen, kann daraus neue Reife entstehen.
Sich dem Leben wieder zuwenden: Frankl spricht von der „Trotzmacht des Geistes“ – der Fähigkeit, sich trotz Leid dem Leben zuzuwenden. Nicht, um zu vergessen, sondern um neu zu gestalten.
Fazit
In der Logotherapie ist Trauer kein „Fehler“, sondern eine Antwort auf Liebe und Sinn. Indem wir sie würdigen, können wir sie integrieren – und im Angesicht des Verlustes dennoch eine tiefere Verbindung zum Leben entwickeln. Denn: Auch im Schmerz liegt eine leise Einladung zur Sinnfindung.
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